Nicolas Crettenand gehört seit 2020 und somit praktisch von Beginn weg zum Team von Hydrospider. Als Head of Operations war der Bauingenieur EPFL massgeblich am Aufbau der Versorgungskette für das Ökosystem für emissionsarme Mobilität beteiligt. Seit 1. Juni 2022 ist Crettenand Geschäftsführer von Hydrospider. Er sagt: «Nachhaltiger Schwerverkehr braucht grünen Wasserstoff. Das Prinzip des Ökosystems funktioniert, wobei es sich weiterhin in einer Pionierphase befindet und auch noch Verbesserungen benötigt.» Das primäre Ziel für die nächsten Monate ist es, den Ausbau der Produktionsanlagen voranzutreiben.
Die 46 mit grünem Wasserstoff angetriebenen Brennstoffzellen LKW von Hyundai legen immer weitere Strecken zurück, regelmässig deutlich über 10’000 Kilometer pro Tag. Welche Gefühle lösen diese Zahlen bei Ihnen als Geschäftsführer von Hydrospider aus?
Nicolas Crettenand: Diese Werte stimmen sehr zuversichtlich. Sie unterstreichen, dass das Prinzip des Ökosystems funktioniert und das Bedürfnis nach nachhaltiger Mobilität im Bereich Schwerverkehr vorhanden ist. Der Brennstoffzellen-LKW von Hyundai bewährt sich im Alltag und die Fahrer und Transporteure haben Freude am Fahrzeug und seinen Eigenschaften. Das alles ist sehr erfreulich. Denn dadurch werden auch immer mehr CO2-Emissionen vermieden.
Vor knapp drei Jahren wurde die Idee des Ökosystems lanciert, vor zwei Jahren in Niedergösgen die erste Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in der Schweiz in Betrieb genommen. Wo steht das Ökosystem heute?
Crettenand: Hyundai Hydrogen Mobility, die Mitglieder des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz und Hydrospider haben in den letzten Jahren gemeinsam viel erreicht. Alle Beteiligten leisten in verschiedenen Bereichen Pionierarbeit. Sie haben eine neue Infrastruktur, ein neues Geschäftsmodell auf privatwirtschaftlicher Basis aus dem Boden gestampft und zum Leben erweckt. Noch sind wir im Ökosystem nicht überall dort, wo wir vor zwei Jahren mit den hoch gesteckten Zielen sein wollten. Es befindet sich weiterhin in einer Pionierphase und benötigt auch noch Verbesserungen. Beispielsweise schritt der Ausbau der Produktionskapazitäten nicht ganz so voran, wie dies geplant war.
Sie sind seit 1. Juni 2022 Geschäftsführer von Hydrospider. Wie lauten Ihre Ziele für die nächsten Monate?
Crettenand: Primär müssen wir den Ausbau von Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in der Schweiz vorantreiben – sei dies an eigenen Standorten oder mit Partnern. Hier harzt es aus verschiedenen Gründen. In wenigen Wochen nimmt nun die Wasserstoffproduktion Ostschweiz AG in St.Gallen die Produktionsanlage Kubel in Betrieb. Dies ist ein Lichtblick, genügt aber noch nicht. Weitere und grössere Anlagen sollen folgen. Gleichzeitig digitalisieren und automatisieren wir den Bereich Logistik weiter. Heute haben wir 24 Wechselcontainer für den Transport des grünen Wasserstoffs zu den Tankstellen im Einsatz, das ist noch mit vernünftigem Aufwand überschaubar. Aber mit dem Wachstum des Ökosystems brauchen wir auch hier skalierbare Lösungen.
Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit?
Crettenand: Das ist tatsächlich eine grosse Herausforderung für das gesamte Ökosystem. Denn die Energiemärkte spielen bekanntermassen seit einigen Monaten verrückt; die Strompreise sind so hoch wie nie zuvor. Die Produktion von Wasserstoff ist sehr stromintensiv, was aktuell zu enorm hohen Kosten führt. Kein Zweifel: Nachhaltiger, emissionsarmer Schwerverkehr benötigt grünen Wasserstoff und alle involvierten Parteien stehen hinter der Initiative. Aber letztlich kann das Geschäftsmodell nur funktionieren, wenn auch der wirtschaftliche Aspekt für alle Partner stimmt.
Sie arbeiten seit den Anfängen des Ökosystems für Hydrospider, haben die Entwicklung mitgestaltet und hautnah miterlebt. Wodurch zeichnet sich die Partnerschaft aus?
Crettenand: Das Ökosystem für emissionsarme Mobilität lässt die viel beschriebene Sektorkopplung Realität werden. Jeder Partner ist als Unternehmer und Pionier bereit, mit Überzeugung in dieses gemeinsame Zukunftsprojekt zu investieren. Hier arbeiten Konkurrenten zusammen, tauschen sich aus. Das gemeinsame Ziel lautet, eine Lösung für die Dekarbonisierung des Schwerverkehrs zu finden. Daher ziehen alle am selben Strick. Und dadurch kann das Ökosystem zur Inspiration für andere Initiativen der Energiewende werden.
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